Wodurch zeichnet sich der Wert eines Bildes aus? Sie würden vielleicht behaupten: den Wert eines Bilds macht sein Motiv aus. Also das, was auf dem Bild zu sehen ist. Das ist richtig, wenn wir zum Beispiel über persönliche Erinnerungen sprechen. Aber besonders beim kommerziellen und redaktionellen Einsatz von Bildern und anderen Medien nur die halbe Wahrheit.
Für Unternehmen und Redaktionen können Bilder und andere digitale Medieninhalte erst zu Assets werden – also zur Wertschöpfung beitragen – wenn sie auch verwendet werden. Damit sie verwendet werden können müssen sie gefunden und in einen Kontext gestellt werden können.
Bilder, deren Motive Erinnerungen wecken, Emotionen verursachen und zu Assoziationen anregen erzielen eine größere Wirkung, als Bilder mit sehr sachlichen Inhalten. Im Beitrag meines Kollegen Tim Holz erfahren Sie mehr über die emotionale Wirkung von Bildern. An dieser Stelle möchte ich aber weder die inhaltliche Qualität noch den emotionalen Wert eines Bilds betrachten, sondern seine Funktion als Asset. Dabei ist es unerheblich ob es sich um Produktfotos, Landschaftsbilder, Fotos von Tieren, Menschen oder Architektur handelt. Entscheidend ist, dass man aus dem teilweise riesigen Fundus an Bildern ein geeignetes für den jeweiligen Verwendungszweck findet.
Bilder lassen sich auf vielfältige Weise verwalten. Der wohl effizienteste Weg ist der Einsatz einer speziellen Digital Asset Management Software. Gute DAM-Systeme verfügen über ausgefeilte interne Suchfunktionen. So können Sie Ihren Bildpool schnell und einfach nach passenden Dateien durchsuchen. Aber nur unter einer Voraussetzung. Die Informationen nach denen Sie suchen sind auch hinterlegt und sinnvoll gepflegt.
Digital Asset Management Systeme können sowohl die Datenmenge als auch die Informationen zu den Bildern verarbeiten. Einige dieser Metainformationen, also Daten die Dateien beschreiben werden oft sogar schon automatisch erfasst. Die Kameradaten wie die Brennweite oder der ISO-Wert werden von Digitalkameras bei der Aufnahme mit in die Datei geschrieben. Auch Geodaten werden häufig unterstützt.
Andere Informationen müssen selbst gepflegt werden. Dazu gibt es drei Standards
Die Extensible Metadata Platform (XMP) ist ein Standard um Metadaten in digitale Medien einzubetten. Sie wurde von Adobe im Jahr 2001 veröffentlicht und ist heute der de-facto Standard.
Der IPTC-IIM-Standard (IPTC) dient zur Speicherung von Metadaten in Bilddateien. Er wurde 1991 vom International Press Telecommunications Council (IPTC) zusammen mit der Newspaper Association of America (NAA) als Information Interchange Model (IIM) entwickelt. Der IPTC ist Bestandteil des XMP, ist aber lediglich für JPEG und TIFF Dateien definiert, wobei PSD- und EPS-Dateien den gleichen Header speichern.
Das Exchangeable Image File Format (Exif) ist ein Standardformat der Japan Electronic and Information Technology Industries Association (JEITA) für das Abspeichern von Metadaten in digitalen Bildern. Er wird im wesentlichen zur Speicherung von Kameradaten verwendet.
Der IPTC-Core wird dabei als Standard bei den meisten Bildbearbeitungsprogrammen verwendet. Die Informationen, die Sie hier eintragen werden von professionellen Bilddatenbanken und DAM-Systemen automatisch ausgelesen und als Metadaten gespeichert.
Effiziente Eingabemethoden, wie Einzel-, Massen- oder Serienverschlagwortung unterstützen den Anwender bei der Pflege der Informationen genauso wie Verschlagwortungsbäume und Thesauri.
Hervorzuheben sind hier drei Felder, die maßgeblich für die Beschreibung und Identifikation des Bildes herangezogen werden:
Bildtitel oder Titel – die Überschrift des Bilds. Am besten ist sie kurz und aussagekräftig.
Beschreibung – Ein Feld, in dem Sie eine vollständige Beschreibung des Bildmotivs als Fließtext hinterlegen können.
Stichworte, Schlüsselwörter, Keywords oder Tags – alle die Begriffe, die Inhalte des Bilds widerspiegeln und die die Beschreibung sinnvoll ergänzen.
Sicherlich gibt es für praktische Anwendungsfälle in denen weitere Felder die wichtig sind, diese drei bilden aber die Basis. Sind sie sinnvoll gepflegt, erleichtert das die Suche nach einem Bild und das Verständnis für dessen Inhalt deutlich. Zur Erläuterung zeige ich Ihnen gleich ein Beispiel.
„Mann fotografiert Pianist“ wäre ein möglicher Titel für dieses Bild. Kurz und prägnant beschreibt er was auf dem Bild zu sehen ist. Möglich aber deutlich schlechter geeignet wäre:“Tourist macht Schnappschuss von einem Solisten.“ Zum einen ist das für einen Titel schon recht lang. Zum anderen ist er zu wenig prägnant. Eine Suche nach dem Begriff „fotografieren“ fände wohl eher statt als eine nach dem Begriff „Schnappschuss“. Gleiches gilt für den „Pianist“ im Vergleich zum „Solisten“.
Die Beschreibung sollte noch mehr und konkreter auf den Bildinhalt eingehen. Hier können zum Beispiel noch Informationen über das Setting ergänzt werden. „Ein Mann fotografiert einen Pianisten der als Straßenmusiker in einer urbanen Umgebung auf einem Platz vor einem Springbrunnen musiziert.“ Die Umgebung wird so sehr konkret beschrieben. Nun sollten noch verschiedene Stichworte ergänzt werden. Denken Sie dabei darüber nach, nach welchem Begriff jemand suchen könnte der Verwendung für dieses Bild hat.
Es ist nicht entscheidend, wie viel Text Sie in die Felder schreiben. Wichtig ist, dass Sie die richtigen Worte finden. Gerade in den Stichworten gibt es hier einige grundsätzlichen Regeln, die es zu beachten gilt. Wie der Begriff schon sagt, handelt es sich bei den Stichworten um Worte und nicht um Sätze. Verwenden Sie hier fast ausschließlich Substantive im Singular und Plural.
In unserem Beispiel mit dem Straßenmusiker, würde man hier z.B. folgende Begriffe eintragen:
Bieten Sie aber auch Alternativen an. Nicht jeder Nutzer Ihres Systems sucht vielleicht speziell nach Springbrunnen. Deshalb sollte auch „Brunnen“ mit aufgenommen werden. Ergänzen Sie Worte wie „Piano, Pianist, Straßenmusiker, urban“. Denken Sie auch an alternative Schreibweisen. „Fotograf“ kann auch „Photograph“ geschrieben werden.Für einige Worte gibt es auch falsche Schreibweisen, die aber häufig verwendet werden. Nehmen Sie solche bewusst mit auf. Beispiele, die sich nicht auf das vorliegende Bild beziehen sind „Pizzen“ und „Pizzas“, „Lexika“ und „Lexikons“, „brillant“ und „brilliant“ oder „Armatur“ und „Amatur“.
Geläufige Abkürzungen und Synonyme (auch Eponyme) von Begriffen sollten Sie aufführen. Gängiger als „Desoxyribonukleinsäure“ ist die Abkürzung „DNS“ oder sogar die englische Abkürzung „DNA“. Auch Marken- oder Personennamen, die sich im Alltagsgebrauch als als Bezeichnung einer ganzen Gattung durchgesetzt haben sollten bedacht werden. Denken Sie nur an „Tempo“ statt „Papiertaschentuch“, „Tesafilm“ statt „Klebeband“ oder „Zeppelin“ statt „Luftschiff“. Wichtig ist in all diesen Fällen die Alternativen anzubieten. Sie können nicht wissen, nach welcher der Optionen jemand bevorzugt sucht möchten aber sicherstellen, dass die Bilder immer gefunden werden.
Falls Verben in den Stichworten aufgeführt werden müssen oder sollen, verwenden Sie bitte die Infinitivform (die Grundform) in den Stichworten, in dem Beispiel des Straßenmusikers wäre das z.B. „fotografieren“.
Zur Unterstützung bieten verschiedene Bilddatenbanken und DAM-Systeme Verschlagwortungshilfen an. Vorab definierte Kategorienbäume werden in der Anwendung angelegt. Dort können Begriffe angeboten werden, die der Verschlagwortung dienen. Das eignet sich zum Beispiel um eine Artikelstruktur, Produktkategorien oder andere wiederkehrende Strukturen festzulegen. Die Begriffe werden in dem Baum hierarchisch angelegt. Sie beginnen Oberbegriffen und werden in den unteren Kategorien immer feiner. Die Erstellung und Pflege eines solchen Kategorienbaumes bedarf einigen Vorüberlegungen, Aufwand und Disziplin bei der Pflege.
Die Pflege der Schlagworte ist ein entscheidender Faktor für den erfolgreichen Einsatz Ihrer digitalen Assets. Ziel ist es, die Auffindbarkeit so gut wie möglich zu fördern. Machen Sie es demjenigen, der nach Assets sucht so einfach wie möglich ein passendes Bild zu finden.